Der Abstand zur eigenen Hand

„Ein Tuch so lang wie Tausendundeine Nacht / Scheherazade geht spazieren“ – in hunderten von Ansätzen spielt Volkmar Mühleis mit unserer Vorstellungskraft. Geschichten deuten sich an, schillernde Miniaturen zeichnen sich ab.

Mit poetischen Wendungen, Bildern und Szenen entwirft Volkmar Mühleis in vier Abschnitten ein Kaleidoskop ständig neuer Anfänge, Assoziationen, Querverbindungen und Gegensätze. Dabei wird das Selbstverständliche aufgebrochen, die Sprache in ihren Spielräumen erkundet und abgewandelt – in Kontextverschiebungen, Verkehrungen vertrauter Metaphern, im Unterlaufen alltäglicher Redeweisen. „Aus einem Gitarrenriff geboren / stand er auf der Straße, / im vollschlanken Besitz seiner Kräfte“, heißt es da, während an anderer Stelle das „erotische Federspiel“ besungen wird oder ein „Gartenzwerg mit Irokesenschnitt“ auftaucht. Beiläufig entsteht so eine Abfolge von disparaten, gleichwertigen Fragmenten, Seitenblicken, Überlegungen, Zu- und Einfällen. Gerahmt und rhythmisch gegliedert werden die Abschnitte von Zeichnungen des belgischen Künstlers Jean-François Pirson, in denen er den Abstand zur eigenen Hand auf körperliche wie imaginäre Art vertieft.

Der Abstand zur eigenen Hand 

2024 erschienen im Passagen Verlag, Wien

96 Seiten kosten 13 Euro

Zeichnung: Jean-François Pirson