Es steigt in dir auf, dass du leer bist. Und die Überwindung nicht mehr suchst. Wie das bloße Wahrnehmen die Dinge aushöhlt, vor dir, in der ganzen Aussicht. Die Gebäude, gegenüber am Ufer, entlang der Promenade und Kaimauern, die Schiffe im Dunst des trüben Spätnachmittags. Ein bleiches Treiben der weißen Kabinen, dazwischen vereinzelte Boote, zum Übersetzen von wem? Zurückgelehnt und ins Fenster gesetzt, scheinst du zu warten, mit der alltäglichsten Handlung, die ausbleibt und keinen Ruck mehr versetzt. Du hättest dich noch austariert – und wieder in die Waagerechte zurückgebracht –, nach den nächsten Überstunden. Doch unter den Fuß der Balance hat jemand dir eine Nachricht geschoben, die zu lesen unmöglich scheint.
‚Der Brief, die Serviette‘ erschien 2012 in Heft 65 von Ostragehege (Dresden, S. 58-60). Siehe auch die gleichnamige Performance von Ortrud Kegel und mir.